Der kleine Prinz

Zum Thema Tod und Abschied kommt mir immer wieder diese Stelle aus Saint-Exupérys "Der kleine Prinz" in den Sinn, als der kleine Prinz kurz vor (seinem) Ende folgendes aussprach:


"Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können!

Und wenn du dich getröstet hast (man tröstet sich immer), wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein Freund sein. Du wirst Lust haben, mit mir zu lachen. Und du wirst manchmal dein Fenster öffnen, gerade so, zum Vergnügen... Und deine Freunde werden sehr erstaunt sein, wenn sie sehen, dass du den Himmel anblickst und lachst. Dann wirst du ihnen sagen: 'Ja, die Sterne, die bringen mich immer zum Lachen!' "



Erinnerungen sind alles, was wir von unseren Freunden, Familienmitgliedern und anderen lieben Menschen haben, wenn sie uns verlassen. Ich habe dieses Jahr viel mit Erinnerungen verbracht, weil sie meine einzige Gelegenheit waren und sind, von einem geliebten Menschen Abschied zu nehmen. Als er plötzlich verstarb, wurde mir nicht die Gelegenheit gegeben, mich zu trennen und den Gedanken zu verarbeiten. Und es tut mir bis heute unendlich leid, dass ich nicht da war, als der Zeitpunkt gekommen war...
freilich - 2. Nov, 09:49

seltsam

mir fiel auch ständig der kleine Prinz ein, wenn auch andere Inhalte. Da muss man sich fast fragen, was hat der mit Allerheiligen zu tun? ;o) Insgesamt finde ich den nämlich eher erfrischend lebensbejahend.

mandarine - 3. Nov, 00:11

So erfrischend finde ich die Geschichte gar nicht, sie führt mir doch relativ klar vor Augen, wie die Welt und unser (erwachsenes) Leben auf ihr ist.... Und das ist nicht unbedingt einer der schönsten Gedanken, die ich mir träumen kann.

Nein, eigentlich ist der kleine Prinz für mich eine sehr traurige Angelegenheit.

Aber dem lebensbejahend stimme ich trotzdem zu. Auch wenn der kleine Prinz am Ende diese Welt jäh verlässt, so geht er nicht für immer. In Gedanken wird er da bleiben und der Pilot wird das Fenster öffnen.... Und er wird den Gedanken haben, so wie wir ihn vll. am Grab haben, wenn wir jemanden besuchen. Deshalb passte diese Stelle für mich genau gestern - auch wenn ich sie nicht direkt zum "Anlass", sondern viel mehr als Antwort auf einen Kommentar hierher geschrieben habe.

Allerheiligen ist in der rk. Kirche das Fest, an dem den Heiligen und auch den 'Heiligen, um die keiner weiß außer Gott' gedacht wird, an Allerseelen direkt den Verstorbenen. Abgesehen vom Friedhofstrubel und dem Auflauf der Massen ist das im Prinzip (zumindest für mich) kein trauriges Fest, denn gleich mit dem Gedenken kommt, sofern man daran glaubt und davon gehe ich jetzt aus, auch der Gedanke an die Zeit, zu der man sich wieder sehen wird. Und auch wenn ich nicht vorhabe, deshalb schnell zu sterben ;-), so freue ich mich doch (...) darauf.

Der eine öffnet das Fenster, der andere legt Maiszapfen auf das Grab. Jeder muss seinen Weg finden, nicht nur an Allerheiligen....
Tubias - 2. Nov, 12:54

Ich habe erst als Erwachsener den Kleinen Prinzen kennengelernt, und gegen Ende fand ich mich stellenweise in Tränen und mir drängte sich die Deutung auf, daß es hier um ein todkrankes Kind geht.

Bis heute habe ich mit niemandem darüber gesprochen, aber Deine Worte scheinen meinen Eindruck zu bestätigen.

Ja, es ist erschütternd, von einer Minute auf die andere zu erfahren, daß jemand nicht mehr am Leben ist.

Die Überlebenden müssen es unentrinnbar tragen.

mandarine - 2. Nov, 23:44

Unsere Eindrücke scheinen sehr ähnlich....


Vom Tod zu erfahren war wesentlich weniger schlimm, als im gleichen Augenblick feststellen zu müssen, dass ich mich von einem meiner bedeutendsten Freunde nie mehr "richtig" verabschieden kann. Es hätte mir geholfen, die Geschehnisse mitzuerleben und langsam begreifen, verarbeiten zu können. Ich halte nicht viel von halb gelogenen Trauerreden am Grab, aber ich hätte viel davon gehalten, wenn meine engste Familie mich nicht aus falscher Freundlichkeit und später Rache uninformiert gelassen hätte. Es hat echt weh getan, kurze Zeit später im Schweigen allein gewesen zu sein....

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